In meiner Masterarbeit musste ich mich das erste Mal mit der Frage auseinandersetzen: Was ist ein digitaler Nomade? Meine Studie hat die Standortentscheidungen von digitalen Nomaden am Beispiel von Chiang Mai untersucht. Ich hatte zwar schon vorher den Begriff digitaler Nomade gehört, aber das Konzept war für mich sehr abstrakt.
Auf den ersten Blick scheint der Begriff digitaler Nomade relativ eindeutig: Menschen, die mit digitalen Technologien arbeiten, um nomadisch zu leben, sind digitale Nomaden. Die digitale Komponente des Begriffs ist eindeutig. Die meisten Menschen arbeiten heutzutage an einem Computer und nutzen das Internet. Der zusätzliche nomadische Lebensstil ist das definierende Merkmal von digitalen Nomaden. Es stellt sich jedoch die Frage, wie oft der Standort gewechselt werden muss, um als Nomade zu gelten. Ab welchem Zeitpunkt wird ein digitaler Nomade zum Auswanderer?
Der Begriff digitaler Nomade wurde bereits 1997 in dem gleichnamigen Buch von Tsugio Makimoto Buch und David Manners eingeführt. Tim Ferriss hat das Konzept des ortsunabhängigen Arbeitens zehn Jahre später mit seinem Buch Die 4-Stunden Woche aufgegriffen und popularisiert. Das Hörbuch kann man kostenlos auf Spotify anhören.
Digitaler Nomade ist ein Sammelbegriff, der Unternehmer, Freelancer und Angestellte in unterschiedlichen Branchen und Berufsgruppen umfasst. Demnach ist der Begriff digitaler Nomade eine Selbstbeschreibung und kein klar definiertes Berufsbild. Deshalb gibt es auch keine aussagekräftigen Statistiken über die globale Anzahl von digitalen Nomaden. Die statistische Erfassung wird durch die kurzen Aufenthalte und räumliche Verteilung der digitalen Nomaden weiter erschwert.
Durch dieses statistische Lücke gibt es auch keine zuverlässigen demografischen Daten zu digitalen Nomaden. Meiner Einschätzung nach ist die Mehrheit der digitalen Nomaden jedoch zwischen 20 und 35 Jahren alt und kommt aus Europa oder den USA. Darüber hinaus scheint es mehr männliche als weibliche digitale Nomaden zu geben. Der Anteil an männlichen und weiblichen digitalen Nomaden variiert jedoch stark zwischen unterschiedlichen Städten.
Der technologische Fortschritt hat ortsunabhängiges Arbeiten in den letzten Jahren erst möglich gemacht. Das Internet hat die globale Kommunikation und die schnelle Übertragung von Dateien ermöglicht. In den meisten Städten findet man heutzutage ohne Probleme eine gute WLAN-Verbindung, die man zum Arbeiten nutzen kann.
Neue Hardware wie Laptops und Smartphones ermöglichen es mobil zu arbeiten und neue Software wie Skype und Slack erleichtern die online Kommunikation. Weitere Trends wie die Flexibilisierung der Arbeitswelt, günstige Reisekosten, zunehmende Mobilität und ein Wertewandel hin zur Selbstverwirklichung führen dazu, dass immer mehr Menschen ortsunabhängig arbeiten.
Digitale Nomaden benötigen für ihre Arbeit in den meisten Fällen nur eine gute Internetverbindung und können daher theoretisch fast überall leben. In der Praxis leben die meisten digitalen Nomaden jedoch in einigen wenigen Städten. Diese Städte zeichnen sich durch eine Kombination aus günstigen Lebenshaltungskosten und einer hohen Lebensqualität aus.
Die meisten digitalen Nomaden leben in Südostasien (z. B. Canggu, Chiang Mai, Ubud) und Medellín. Europäische Städte wie Barcelona, Berlin, Budapest und Lissabon sind weitere beliebte Hotspots. Diese Städte haben eine starke Community von digitalen Nomaden, wodurch sich immer mehr Digitale Nomaden für diese Städte entscheiden.
Digitale Nomaden lassen sich in zwei Idealtypen unterteilen. Der erste Idealtyp ist der sehr mobile digitale Nomade, der viel reist und nur kurz an einem Standort verweilt. Er nutzt seine Flexibilität, um neue Länder und Städte kennenzulernen und priorisiert neue Erlebnisse. Der zweite Idealtyp ist der weniger mobile digitale Nomade, der mehrere Monate an einem Standort verweilt und seine Arbeit priorisiert. Durch den längeren Aufenthalt an einem Ort kann er sich auf seine Arbeit konzentrieren und muss weniger Zeit und Geld in die Reiseplanung investieren.
Die beiden Idealtypen stellen die beiden Extrempunkte eine Skala dar, auf der das Reiseverhalten von digitalen Nomaden dargestellt werden kann. Viele digitale Nomaden verändern ihr Reiseverhalten im Zeitverlauf. Sie bereisen zu Beginn viele Länder in kurzer Zeit bevor sie sich dazu entscheiden langsamer zu reisen und länger in einem Land zu leben.
Die Lieblingsländer werden zu sogenannten Home Bases von denen aus benachbarte Länder bereist werden. Bei den meisten digitalen Nomaden wächst nach mehreren Jahren der Wunsch nach Stabilität und es stellt sich eine Reisemüdigkeit ein, was dazu führt, dass sie sesshaft werden und den nomadischen Lebensstil wieder aufgeben. Demnach handelt es sich beim digitalen Nomadentum in erster Linie um einen temporären Lebensstil.
Reist du lieber langsam oder schnell als Digitaler Nomade? Lass mich deine Meinung in den Kommentaren wissen.
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